September 2018 - USA...über Montana in den Yellowstone

02. September - 21. September 2018

 

Es ist trocken und warm in unseren ersten Tagen in den USA, knochentrocken!

Unser Weg führt uns vorerst durch abwechslungsreiche Landschaften, bald sind wir im Bundesstaat Montana und fahren über Missoula, mit Verwandtenbesuch, Richtung Yellowstone Nationalpark. 

Da es aufs Wochenende zugeht, beeilen wir uns nicht. Wir möchten erst nach dem Sonntag im Yellowstone sein und hoffen die Scharen an Touristen reduziert sich nach dem Weekend ein bisschen.

So schlaufen wir uns einige Tage ganz ohne Eile durch Montana. Wir besuchen eine historische Farm und haben Einblick ins Rancherleben von Anno dazumal, galoppieren in Gedanken über die trockenen Hügel Montanas und gedenken der blutigen und traurigen Geschichte von früher, der Kämpfe zwischen Indianern und Weissen…viel Blut ist geflossen, viele Menschen wurden entwurzelt, viel Elend heraufbeschworen - nachdenklich fahren wir jeweils durch First Nation Gebiet.

Montana ist in der Tat so wie man sich das vorstellt - weites Land, viel Farmland, Kuhherden, Pferde, Prärien, Hügel, jetzt im Herbst ist fast alles überzogen von gelbem Stoppelgras. Dort wo es Grün leuchtet sind grosse Bewässerungsanlagen in Betrieb, ansonsten hätten diese Bauern hier kaum einen Ertrag.

Es ist heiss, grelles Licht lässt uns blinzeln, unsere Augen erkennen kein Ende der Prärie, es ist dunstig, die Farben verwischen und verblassen unter der starken Sonne, es scheint als ob dieses Land dort am Horizont gar nicht mehr existieren würde.

Es erheben sich auch schöne Berge in Montana, auf kurvigen Strecken geht es hinauf in die Höhe, über Hochebenen und durch lichte Wälder, bevor es abwärts geht und die nächste korngelbe, weite Steppe auf uns wartet. 

 

Der Yellowstone Park hat insgesamt fünf Eingänge. Wir entscheiden uns für den Eingang ganz im Nordosten, diese Strecke führt über den 3337 m hohen Beartooth-Pass, ja, den möchten wir überqueren! 

Ab Red Lodge ändert sich die Landschaft mit jedem Meter, es geht aufwärts und wird alpin, dann folgt Spitzkehre an Spitzkehre, schnell gewinnen wir an Höhe. Wow, diese Ausblicke, diese Gipfel, diese Landschaft rundherum, bald fahren wir über ein Hochplateau bevor es nochmals aufwärts geht bis zur Passhöhe. 

Hier stehen wir Drei, auf 3337 m über Meer! Ein Höhenrekord für den Iveco! Er beklagt sich nicht, kein Ruckeln und Zuckeln, er schnurrt wie immer und geniesst mit uns den Blick in die Tiefe!

Wo unten im Tal die Sonne schien, werden wir hier oben von einem Gewitter verschluckt, der Himmel wird schwarz, schon prasselt ein heftiger Hagelsturm aufs Dach, ojehh, hoffentlich bleiben unsere Solarpanels heil - ja, sie bleiben! Wir stoppen und warten, so schnell wie es gekommen ist, verzieht sich das schlechte Wetter und nach ein paar weissen Kurven ist alles wieder beim Alten.

Etwas unterhalb der Passhöhe verbringen wir die Nacht am Island Lake, es gefällt uns wunderbar hier, nur schon beim Name schwelgen wir in Erinnerungen…Island, du Wunderland. 

Es geht abwärts ins Tal, über den Colter Pass bis nach Cooke City...und schon stehen wir vor den Toren des berühmten Yellowstone Nationalparks!

 

Auf dem Beartooth Pass - man rechne: mit 10'947 Fuss sind wir auf 3337 Meter über Meer!
Auf dem Beartooth Pass - man rechne: mit 10'947 Fuss sind wir auf 3337 Meter über Meer!

Der Yellowstone Park wurde als erster Nationalpark der Welt im Jahre 1872 gegründet und hat eine rechteckige Fläche von 8903 km2. In der Mitte des Parks befindet sich die Caldera, 45 x 85 km gross. Unter diesem eingestürzten Krater brodelt ein Supervulkan der seit 16 Millionen Jahren immer wieder ausbricht. Die jüngste Explosion vor 640’000 Jahren hat diese Caldera zurückgelassen. Bei der ersten, noch viel stärkeren Eruption vor über zwei Millionen Jahren wurden 2500 Kubikkilometer Asche und Gesteinstrümmer in die Atmosphäre geschleudert, ein Ausmass an Zerstörung, das wir uns kaum vorstellen können. 

Was wird wohl in den nächsten hunderten…tausenden Jahren passieren, niemand kann das voraussagen, existiert die Menschheit dann wohl noch auf diesem Planeten, wer weiss?

Im Yellowstone kann man die weltgrösste Ansammlung von Geysiren, heissen Quellen und Schlammtöpfen bewundern, die meisten reihen sich auf der Westseite entlang des Firehole Rivers auf. Der Yellowstone River speist den Yellowstone Lake und schlängelt sich im Osten durch die steilen, bunten Canyons. Viele Wildtiere leben hier, in den Bergen und Wäldern und dem weiten Grasland.

So vielfältig und einmalig ist dieser Park, so faszinierend, speziell…und einfach wunderschön! Wir bleiben eine ganze Woche hier, schade wäre es, sich nicht genug Zeit zu nehmen.

Um ja nichts zu verpassen, heisst es, entdeckt man den Yellowstone am besten in einer 8, das machen wir doch! Um den grossen Massen an Mitentdeckern etwas auszuweichen sind wir jeweils schon beizeiten am Morgen unterwegs - einmal mehr bewahrheitet sich der Spruch: Der frühe Vogel fängt den Wurm!

Das Wetter ist toll, die Sonne scheint fast jeden Tag, es ist angenehm warm, in der Nacht sinkt die Temperatur fast auf den Gefrierpunkt, aber dann schlummern wir unter der warmen Decke! 

Wir wandern stundenlang auf diversen Pfaden durch diese traumhafte Welt! Farbig leuchtet es aus jeder Ecke, filigrane, kunstvolle Muster lassen sich entdecken, es faucht und spritzt, brodelt und qualmt, es pfeifft und gurgelt, ganz fein und leise oder ganz energisch und laut. 

Andere Schönheiten präsentieren sich in aller Stille, wir schauen hinab in Schlunde aus farbenfrohem Wasser, ja, „Stille Wasser gründen tief“, welche Geheimnisse verbergen sich wohl in diesem nie ruhenden heissen Untergrund?  

Wir blicken in tiefe Canyons aus farbigem Gestein, weit unten sucht sich der Fluss seinen Weg, Gischt spritzt auf und zaubert einen Regenbogen quer durchs Tal. Wir steigen am Abend hinab und wandern dem River entlang, alles ist getaucht in schönstes Abendlicht. Wir sehen einige Tiere, Hirsche, Pronghorn Antilopen, Kojoten, aber keine Bären. 

Bisons beobachten wir mehrmals über lange Zeit, ganz nah und etwas ferner, mächtige Bullen und viele Kühe mit ihrem Nachwuchs. Schön anzusehen sind sie, diese grossen Herden im weiten Tal, ach, ich glaube, da kommt Winnetou durchs Tal geritten, ich höre schon die Melodie aus dem Film…

 

Etwas kurlig ist die Campingunterkunft im Park. Es gibt fünf grosse Campingplätze zum Reservieren, die aber oft schon Monate im Voraus ausgebucht sind, vor allem im Sommer. Dann gibt es sieben kleine Campingplätze, die nach dem Prinzip von „First come-first serve“ funktionieren, oftmals sind diese aber auch schon früh am Morgen neu belegt und voll für diesen Tag. 

Wir haben nichts reserviert und fahren auf gut Glück in den Park. Der erste Camping ist geschlossen, der zweite ist schon voll (es ist morgens um 9 Uhr) der dritte ist auch schon voll…hmmm? Wir fahren da jetzt einfach mal hinein und fragen nach, man weiss ja nie! Wir haben Glück! Die nette Host-Dame erklärt uns, dass gerade eben ein einziger Platz wieder frei wurde, weil der riesige Trailer des Herrn nicht in den Stellplatz passte. 

Unser Iveco passt super auf den Platz, so sind wir mal für zwei Nächte untergebracht und können den Nordteil des Yellowstones erkunden. 

Am nächsten Morgen früh um fünf/halb sechs Uhr geht es schon los mit der Unruhe auf dem Campingplatz, ach, da starten ja schon die ersten und rollen mit heulendem Motor los, sie wollen weiter auf einen nächsten Campingplatz. Damit sie eine Chance auf einen Stellplatz in einem der "First come-first serve"- Campingplätze haben für den Abend, müssen sie schon um 7 Uhr oder noch früher vor Ort sein, sich in die Schlange einreihen, warten und hoffen dass etwas frei wird an diesem Tag und sie einen Platz ergattern. Oftmals sind um 8 Uhr schon sämtliche Plätze wieder neu belegt. Wer Pech hat, dreht Daumen und muss schauen wo er am Abend bleibt.  

Diese Art von Platzsuche ist uns doch etwas zu mühsam. So starten wir eine Aktion, fragen nach und können für die nächsten Nächte auf zwei verschiedenen der fünf grossen Campings reservieren, zum Glück ist nicht mehr ganz Hochsaison. Nun können wir die weiteren Tage ganz entspannt unterwegs sein und wissen wo wir am Abend einen Nachtplatz haben.

 

Stolzer Bison
Stolzer Bison
Geheimnisvolle Tiefen...
Geheimnisvolle Tiefen...
Ein hübsches Böcklein
Ein hübsches Böcklein
Ein leiser Jäger
Ein leiser Jäger

Die 8 ist zu Ende, die Runde schliesst sich…nach all diesen schönen und eindrücklichen Tagen im Yellowstone erwartet uns gleich ums Eck das nächste Naturerlebnis, der nächste Nationalpark, der Grand Teton.

Er präsentiert uns eine perfekte Berglandschaft, aufgereiht stehen die mächtigen Berggipfel da, geschliffene Felszacken ragen in den Himmel, der Mittelpunkt ist das Gebirge der Three Tetons, 4198 m misst der höchste Gipfel.

Im Tal fliesst der Snake River, es gibt unzählige Seen, Bäche, Wanderwege die zu verschiedensten Aktivitäten einladen.

Übrigens, der Snake River wurde in Karl May's Schlangenfluss verewigt, ein Grossteil der Handlungen von Winnetou III spielte hier im Südwesten und Westen von Wyoming. 

Wir ergattern uns einen sonnigen Stellplatz fast direkt am Jackson Lake, für einmal nicht im tiefen Tannenwald, welche Wohltat, hier ist es frisch und luftig mit freiem Blick. Das sonnige, milde Herbstwetter haben wir gleich mitgenommen aus dem Yellowstone, die nächsten Tage soll sich daran nichts ändern, so bleiben wir doch etwas hier! 

Wir wandern, buchen eine River-Raftingtour auf dem Snake River, fahren eine steinige Strecke hoch durch die Shadow Mountains, geniessen die Sonne, super schön, und immer im Blick dieses atemberaubende Bergmassiv! Es ist für uns fast wie im Herbst im schönen Engadin, nur der feine Arvenduft fehlt!

Nach insgesamt fast zwei Wochen herrlicher Natur mit wenigen Strassenkilometern zieht es uns ein Stück weiter. Frisch gestärkt von der würzigen Bergluft machen wir uns auf den Weg! 

Wir fahren nach Jackson, ein touristisches kleines Westernstädtchen südlich vom Grand Teton. Nach einem starken, feinen Kaffee und einer kleinen Shoppingtour sind wir wieder gut gerüstet für Neues. 

 

Wir haben gehört dass es weiter unten einen grossen Salzsee gibt…

 

Den "Tetons" entgegen....
Den "Tetons" entgegen....