Mai 2018 - Von Nova Scotia bis zu den Eisbergen

10. Mai 2018 - 25. Mai 2018  

 

 

Der Zeiger unseres Kompasses ist lang und führt uns weit hinauf bis an die Nordspitze von Neufundland!

Aber von Anfang an: Es regnet als wir Halifax über die imposante MacKay Bridge verlassen und uns nach Osten zur Küstenstrasse Richtung Port Hawkesbury wenden. Juheee, sind wir glücklich unseren Iveco wieder zu haben!

Nach zwei Regentagen strahlt die Sonne vom Himmel. Auf dem Cabot Trail umrunden wir das Cape Breton im Norden von Nova Scotia. Wir fahren der Westküste entlang, über die Berge des Nationalparkes an die Ostküste und mit einigen Abstechern weiter bis nach North Sydney.

Gemütlich sind die ersten Tage, warmes (also nicht ganz kaltes) Wetter und eine frische Meeresbrise begleitet uns, wir finden schöne Nachtplätze am Meer, wandern einige Trails, beobachten in den kleinen Häfen das geschäftige Treiben der Fischer, alles wird vorbereitet für die diesjährige Lobstersaison, geniessen die Ruhe der Vorsaison, verweilen da und dort...und freuen uns einfach, dass wir hier sein können!

 

 

Wir wissen, der Sommer ist kurz auf der nördlichen Halbkugel und unser Ziel Alaska noch weit weg! Aber wir möchten nicht verplant reisen, wir möchten vieles offen lassen und uns "immer chli voreweg entscheide wos duregaht".

Neufundland sind wir hier und jetzt so nah, darum fällt die Entscheidung schnell: wir möchten dorthin und wenigstens einen Teil dieser Insel sehen!

Die Fähre bringt uns in sieben Stunden von North Sydney/Nova Scotia in den Südwesten von Neufundland. Die Schiffssirene hornt, es ist neblig, langsam fahren wir am Abend in den Hafen von Port aux Basques ein. Farbige Häuser ducken sich rund um das Hafenbecken. Der erste Blick lässt unsere Herzen hüpfen und erinnert uns an Island.

Ja, Neufundland wird uns bestimmt gefallen...und so ist es!

 

Wir möchten den Westteil der Insel entdecken, von Port aux Basques bis in den Nordzipfel nach L'Anse aux Meadows.

Wir fahren durchs Codroy-Valley, ein liebliches Tal mit mildem Klima, wo die Wiesen schon frühlingshaft grün sind und sogar Landwirtschaft betrieben wird. 

Die Strasse führt uns gegen Westen, durch weites hügeliges Land, durch endlose Wälder und entlang von Seen, später folgen schöne Küstenabschnitte, Strände, kleine Dörfer, Sümpfe, Moore, Heiden. Die Saison beginnt erst im Juni, daher ist noch vieles geschlossen, Touristen sind wenige unterwegs. Ein Höhepunkt auf dieser Strecke ist der Gros Morne Nationalpark mit seiner speziellen, geologischen Geschichte und imposanten Bergwelt, wunderschön zum Wandern und für jegliches Abenteuer! Eigenartig anzusehen in der waldigen Gegend sind die Tablelands. Die flachen, abgehobelten Berge ohne jegliche Vegetation gelten als geologische Besonderheit.

Beeindruckt hat uns der Küstenabschnitt bei Green Point. Vor Millionen von Jahren hat sich die Erde erhoben, verworfen, und präsentiert sich uns nun als prächtige, von diversen senkrechten Gesteinsschichten zusammengesetzte Felswand...Nagelfluehplatten, verschweisst mit Platten aus tausenden zeitungsdünnen Gesteinsblättern, neben solchen aus Wellen und Mulden, hellen, dunklen, farbigen. Wieder einmal staunen wir was die Natur alles fertig bringt, gewaltig!

Bei Ebbe klettern wir über die Felswand hinunter ans Meer und bleiben dort bis die Flut unser Schuhe umspült...

 

Wir fahren weiter auf dem Viking-Trail bis ganz in den Norden hinauf. Die Gegend wird immer karger, das Wetter ist wechselhaft. Zerzauste, klein gewachsene Nadelbäume trotzen dem rauhen Klima, der Winter ist noch nah, Schnee liegt, die Bergkuppen sind weiss, der bissige stürmische Wind lässt uns zur Mütze greifen und den Reissverschluss hochziehen, brrrr! Die Temperaturen bewegen sich im ganz unteren einstelligen Bereich. Auch für die Neufundländer, sie nennen sich gerne "Newfies", ist der Frühling dieses Jahr spät dran. Aber uns gefällt es...wir lieben diese Kargheit, die Ruhe und die Einsamkeit!

In der Frühlingszeit hat man hier oben gute Chancen Eisberge zu sichten, wir befinden uns an der "Iceberg-Alley".

Von Grönland her kommen sie und haben bis Neufundland eine weite Reise hinter sich, diese Gletscherblöcke aus 15'000 jährigem Eis, die hier ihre Geschichte beenden, stranden, zerfallen, abschmelzen und sich im weiten Meer in Nichts auflösen...ein Schluck gletscherklares tiefreines Wasser für den grossen Nordatlantik! Niemand weiss wann, wo und wieviele kommen.

Wir haben Glück, drei Eisberge können wir beobachten! Einer davon schwimmt weit draussen im Meer, imposant wie eine grosse Kathedrale leuchtet er in der Abendsonne, fantastisch! Von unserem Nachtplatz haben wir eine tolle Sicht aufs Wasser. Am anderen Morgen zeigt er sich in einer ganz anderen Form, er hat sich in der Nacht gedreht. Welchen Weg er wohl nimmt bis auch von ihm nichts mehr übrig ist?

Gleich nebenan, auf einer grossen Wiese am Meer liegt die Wikingersiedlung L'Ans aux Meadows, hier kann man die Geschichte der ersten Isländer-Siedler ums Jahr 1000 nachverfolgen, Grassodenhäuser besichtigen und Ausgrabungs-Funde bewundern.

 

Bis jetzt haben wir noch wenige Tiere gesehen. Auf dem Rückweg in den Süden laufen uns aber gleich mehrere Karibus und drei Elche über den Weg, ähhh die Strasse...wow, stattliche Tiere diese Elche! Leider waren sie schneller als der Auslöser unserer Kamera, haha. Als Entschädigung präsentieren sich uns später zwei schöne Karibus, sie weiden gemütlich, zeigen keine Scheu und halten ganz anständig still für eine Fotosession.

Wieder zurück im Süden holte der Winter uns nochmals ein, es schneit und über schneebedeckte Landschaft gleitet unser Blick als die Fähre in Port aux Basques ablegt und uns zurück nach Nova Scotia bringt...wäre es nicht wieder Winter geworden, hätten wir noch einen Schwenker in den Osten der Insel gemacht, so heben wir uns das auf für ein anderes Mal. Byebye Neufundland, du bist eine Reise wert!