Mai/Juni 2018 - Durch Nova Scotia bis Quebec...Parlez-vous francais?

26. Mai 2018 - 10. Juni 2018

 

Vom Winter in Neufundland sind wir zurück im Frühling von Nova Scotia!

Am Abend rollen wir in North Sydney von der Fähre und parkieren für diese Nacht gleich in der Nähe des Hafens bei einem grossen Park am Meer. Ein paar Hunde werden spazieren geführt, Kinder toben sich aus vor dem Guetnachtgschichtli, ein paar Fischer halten ihre Angel ins Wasser, rot färbt sich der Himmel, eine ruhige, lockere Stimmung...bis auf des (Ost?)-Kanadiers liebste Abend- und Freizeitbeschäftigung: eine Dorfrundfahrt per Auto! Einmal hin, einmal her, rundherum, auf den Aussichtspunkt, zum Parkplatz am Meer, um den Hafen, kurz anhalten oder parkieren, ein Blick rundherum, abfahren, der Nächste rollt an! Hmmm...das kann doch nicht nur wegen uns sein?

Amüsiert haben wir schon beobachtet wie sie aufgereiht da stehen, Autotür an Autotür und mit offenen Fenstern in der Diagonalen quer durch alle Fahrzeuge gestikulieren. Eine lustige Chatrunde ganz ohne Internet!

Es ist eine unruhige Nacht, das Kies knirscht bis zur späten Stunde unter den schweren DodgeRam-Rädern! Dafür erstrahlt unsere Fähre gleich gegenüber im schönsten Nachtlicht!

Was wir auch schon bemerkt haben: die Kanadier lieben das umfangreiche (!) und exakte Rasenmähen und sie decken sich gerne mit viel Kaffee von Tim Hortons ein, der berühmten Kaffeekette hier. Es kommt schon vor dass ein Lastwagenfahrer sein grosses Gefährt kurzerhand am Rande des viel befahrenen 4-spurigen Highways abstellt, über die Strasse rennt und mit einem grossen Kaffeebecher in der Hand zurück kommt. Wir fühlen uns sehr wohl und willkommen hier in Kanada und haben bis jetzt alles sehr nette Leute getroffen! Viele interessieren sich für unseren Iveco und fragen woher wir kommen. In der Not hat uns sogar die Chilbi-Belegschaft schon den Wassertank aufgefüllt.

Wir möchten unsere Nova-Scotia-Runde schliessen und fahren weiter bis Louisbourg, ein schönes Fischerdorf mit Leuchtturm, Küstenwanderwegen und dem Fortress of Louisbourg als besondere Attraktion.

Hinter den Mauern des Forts versteckt sich eine historische Geschichte aus dem 17. Jahrhundert: durch den Frieden von Utrech im Jahr 1713 war Frankreich geschwächt und wollte auf dem neuen Kontinent Stärke demonstrieren. Sie errichteten ein riesiges Fort, das die Engländer aber bald gleich zweimal einnahmen und es 1760 dem Erdboden gleichmachten. Viele alte Pläne existierten noch, nach diesen wurde im Jahr 1961 die Rekonstruktion dieser einstigen französischen Festungs-und Handelsstadt an die Hand genommen. Es war ein äusserst aufwendiges Projekt, rund 50 Gebäude wurden wieder aufgebaut und beeindrucken mit ihrer Grösse und städtischen Struktur.

Es ist heute ein Living-Museum der besonderen Art. Kostümierte Soldaten, Kaufleute, Hausfrauen, Kneipenwirte und Gesindel gehen ihren Aufgaben nach und die Touristen dürfen sich bei ihrem Besuch unter die Bevölkerung von 1740 mischen. Leider ist das Fort bei unserem Besuch noch recht verwaist und nicht alle Gebäude sind zugänglich, es ist erst Frühling. Die Soldaten sind wohl noch auf einem Aussenposten stationiert und die Kaufleute mit dem ganzen Gesindel in den Ferien, bevor sie dann im Sommertrubel so richtig viel zu tun haben. Aber eindrücklich ist es allemal, auch jetzt in der Vorsaison!

Wir fahren weiter zum Leuchtturm von Louisbourg, wandern ein schönes Stück der Küste entlang, kämpfen uns wie die ersten Entdecker durch Sumpf und Wald und sitzen hoch über dem Meer. Als Entspannung bleiben wir am Abend gleich beim Leuchtturm stehen, bald sind wir Zwei und unser Iveco noch die Einzigen hier. Einmal mehr haben wir einen tollen Nachtplatz, hoch über den Klippen.

Schon früh am nächsten Morgen scheint die Sonne durchs Fenster, ein herrliches Morgenerwachen!

Wir gehen hinaus an die frische, klare Luft, die Brandung schlägt unter uns an die Felsen, die Möwen kreischen am Himmel, Fischerboote tuckern aufs Meer hinaus! Wie friedlich es hier ist...einer dieser speziellen Momente!

 

Eine Anmerkung zur Nachtplatzsuche:

Am liebsten stehen wir irgendwo ganz alleine an einem schönen Plätzli (wer auch nicht...) mit toller Aussicht, am Meer, auf einem Bergli...so etwa. Wir haben alles dabei im Iveco, der wahre Luxus - dank unseren Solarpanels auf dem Dach brauchen wir keinen auswärtigen Strom, müssen also an keine Steckdose auf einem Campingplatz. Der volle Wassertank mit 180 Litern reicht uns für knapp eine Woche mit Kochen, Abwaschen, Duschen, wenn wir ganz sparsam sind auch länger. Diesel können wir insgesamt fast 250 l bunkern, so haben wir auch für abgeschiedene Gegenden immer genug dabei. Bei einem Dieselverbrauch von im Schnitt 14 l/100 km reicht das für viele Kilometer. So können wir tagelang autark sein und sind auf keinen Campingplatz angewiesen. Das einzige was wir brauchen ist ein kleines Parkplätzli am Abend!

Aber so einfach ist das nicht immer zu haben! Das muss sehr sorgfältig ausgesucht werden.

Wir dürfen auf keinen Fall auf privatem Grund parkieren, hier bei diesem Umfang an Land ist das nicht immer ganz einfach zu erkennen.

Wir dürfen niemanden stören oder irgendwo im Weg stehen, man sollte nur parkieren wenn es kein Verbot hat. In Naturparks darf man sich auf keinen Fall einfach irgendwo hinstellen, ausser auf einen Campingplatz, wenn es dann einen hat. Leider häufen sich an manchen Orten die "No Overnight Parking" - Tafeln und daran sollte man sich halten wenn man keinen Ärger möchte. 

Je unbesiedelter die Gegend, umso besser findet man einen Platz. Jetzt in der Vorsaison ist das kein Problem. Oft finden wir schöne, praktische Nachtplätzli und sind ganz happy...andere Male müssen wir länger suchen und sind dann auch happy, oder wir suchen länger und sind nicht so happy.

Die nächste Variante ist ein schöner Campingplatz mit dem Vorteil von Wasser füllen, waschen, Internet etc. Diese Variante nehmen wir zwischendurch, oder wenn es nötig ist, auch gerne in Anspruch.

So wechseln wir also regelmässig ab zwischen der 1./2. und 3. Variante, wie es sich halt anbietet und bis jetzt klappt das wunderbar, wir finden jeden Abend einen Unterschlupf! 

 

Schöne Aussicht auf den Lake Superior
Schöne Aussicht auf den Lake Superior

Dann geht es weiter, quer durchs Land, wir fahren entlang dem Bras d'Or Lake, über St. Peters mit seinem Kanal und dem Battery Provincial Park, wechseln an die Nordküste von Nova Scotia und setzen bald mit der Fähre über nach Prince Edward Island, kurz P.E.I. genannt.

Wir erkunden eine farbenfrohe, schon saftig grüne Insel mit viel Landwirtschaft. Weit erstrecken sich die Felder und Kartoffeläcker, rote Erde ist das Markenzeichen der Insel, zahlreich sind die Leuchttürme und es gibt tolle Strände zum Entdecken. Das Wetter ist mild, es ist viel los auf dem Land, die Bauern sind beschäftigt, die Maschinen haben ein gigantisches Ausmass und laufen auf Hochtouren. Unsere zwei Ford-Traktorli zu Hause würden sich neben diesen beschämt in eine Ecke stellen ;-)!

Im Norden der Insel hat es ausgedehnte Naturschutzgebiete. Wir machen in Greenwich einen schönen Dünentrail. Der Weg führt auf einem schwimmenden Holzsteg übers Wasser bis zu einem endlos langen Strand, links und rechts ist kein Ende in Sicht, wie gemacht für einen ausgedehnten Strandspaziergang, wunderschön! Sogar einen Adler sehen wir!

Wir wandeln auf den Spuren der Vergangenheit, schauen auf der Farm vorbei die früher einmal die Heimat einer von Beats Schwestern und Familie war, bummeln durch Charlottetown, machen einen Abstecher in den Westen, sehen was man mit Flaschen alles machen kann und müssen aufpassen dass nicht ein frecher Fuchs in unseren Iveco einsteigt!

 

Über die 13 km lange Confederation Bridge verlassen wir P.E.I. und machen uns auf den direkten Weg durch New Brunswick nach Quebec.

Unterwegs fahren wir über die längste gedeckte Holzbrücke der Welt, stoppen bei den Great Falls und nehmen die Fähre von Rivière du Loup über den Sankt Lorenz Strom nach Saint-Siméon. Von der Fähre aus sehen wir sogar Beluga Wale!

Man kann hier im Sankt Lorenz Strom verschieden Wale beobachten, die weissen Beluga Wale sind aber die Einzigen, die man das ganze Jahr über antrifft! Auf der anderen Flussseite fahren wir "durab" Richtung Quebec.

In La Malbaie treffen wir auf eine urchige Boulangerie, es regnet schon den ganzen Tag, ist neblig und grau, was gibt es da Schöneres als in einem gemütlichen Beizli an einem  langen Holztisch einen feinen Kaffee zu trinken mit dem besten kleinen Dessert dazu, mmhhh...lecker!

Und, merkt ihr etwas? Ja, hier gibt es eine Boulangerie, eine Fromagerie, der Stop auf der Strasse heisst Arrete, man sagt Bonjour und nicht Hello...wir sind angekommen im französisch sprechenden Kanada, in Quebec...und es fühlt sich sehr französisch an!

Vorbei an der schönen Basilique Sainte Anne de Beaupré, dem Wasserfall im Montmorency Park und einem Schwenker über die Ile d'Orléans erreichen wir Quebec. Wir verbringen einen Tag in der Stadt, geniessen das französische Altstadt-Flair mit dem mächtigen Chateau Frontenac, entdecken Köstlichkeiten in der Markthalle, sitzen endlos lange auf einem Bänkli an der warmen Sonne, schön, Quebec gefällt uns sehr gut! Nach der Stadt geht es aufs Land, unser nächstes Ziel liegt südöstlich von Quebec.

Wir besuchen Verwandte von Beat, sie haben eine Farm und leben schon viele Jahre in Kanada.

Wir geniessen die gemeinsamen Tage, werden verwöhnt, entdecken die Gegend, plaudern, erfahren viel Spannendes übers Farm-Leben in Kanada, toll...vielen Dank!

 

Und nun heisst es "Quer dure"...wir machen uns auf den Weg in den Westen!