Juni 2018 - Von Ost nach West...

11. Juni 2018 - 26. Juni 2018

 

Nach den gemütlichen Tagen auf der Farm starten wir zu unserer "Quer-dure"- Etappe von Kanadas Osten in Kanadas Westen. Es ist eine lange Strecke, wo unser Heimatland doch so winzig klein und überschaubar ist dass wir locker an einem Tag von einer Grenze zur anderen fahren können, ist hier einfach alles unendlich gross!

Da wir auf unserer Reise nie und nimmer überall alles sehen können und der mittlere Teil von Kanada nicht besonders viele Leckerbissen bereit hält, möchten wir recht zügig durch diese Provinzen fahren und im Vorbeigehen einige der schönen Sachen am Wegesrand pflücken!

Wir sind nicht sehr stadthungrig, darum fällt die Abstimmung mit einem 2:0 (Iveco hat diesmal kein Stimmrecht) ganz klar gegen den Besuch der grossen Städte Montreal oder Ottawa. Schnell haben wir die Grenze zu Ontario überquert, umrunden die zwei grossen Städte und sonnen uns am Abend schon in einem kleinen Park an den Ufern des breiten Ottawa Rivers. Wir durchqueren den grossen Algonquin Provincial Park, ein Eldorado für Kanufahrer, Wald- und Seeliebhaber und im Moment auch ein Eldorado für jegliche Art von stechenden Insekten! Es gibt sie in allen Varianten von winzig klein bis gross, unermüdlich attakieren sie uns, beissen und stechen so blitzartig zu, dass wir bald übersät sind mit roten Flecken. Jetzt fängt sie also an, diese Mückenplage von der alle reden! Wir sind gezwungen uns einzusprayen und siehe da, die Viecher haben schon sehr viel weniger Appetit auf uns! Wir möchten uns die schönen Sachen unterwegs ja nicht entgehen lassen!

Der Georgian Bay und dem Lake Huron entlang geht es bis Sault St. Marie, dort wechseln wir an den Lake Superior und umrunden diesen bis Thunder Bay.  Die Strecke führt uns mal näher, mal weiter dem Ufer der grossen, "bäumigen" Seen entlang, es hat Felsen und sogar einen tiefen Canyon, stille, verborgene Wasser und wenige Dörfer, je weiter wir fahren desto besser gefällt uns die Strecke. Wir erleben einen Wolkenbruch der uns glatt von der Strasse schwemmt, die Sicht ist gleich Null, es wird Nacht und genau jetzt streikt zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen eines unserer Abblendlichter. Wir machen Pause, bald verzieht sich das Unwetter, das Birli ist gewechselt, die Nacht wird wieder zum Tag.

Wir besuchen einen Shop mit schönen, handgefertigten Produkten von Einheimischen, es gibt weiche Mokassins, Holzschnitzereien, Bilder und geräucherter Fisch, mhhh lecker, so einer wandert gleich in unseren Kühlschrank, da freut sich Beat und er darf ihn ganz alleine aufessen!

 

Der Campingplatz im Lake Superior Provincial Park gefällt uns besonders gut! Wunderschön liegt er an einem drei Kilometer langen Strand, man wähnt sich eher am Meer als an einem See. Die Mücken sind gerade anderweitig beschäftigt, so können wir ganz locker den herrlichen Abend und das Strandleben geniessen und am nächsten Tag zwei kleine Wanderungen machen.

Weiter in Thunder Bay zieht es uns zum Fort William. Es steht an dem Ort an dem von 1802 bis 1821 das Hauptquartier der North West Company war. Das Fort diente damals den Pelzjägern als Treffpunkt, Umschlagplatz und Winterquartier. Von hier aus wurden ihre Felle per Lastkahn nach Montreal transportiert. Gezeigt wird heute eine fast perfekte Inszenierung des Lebens und Alltags von früher. Eins zu eins werden alte Handwerksberufe vorgeführt, sie bauen Kanus aus Birkenrinde, Drechslern, verarbeiten Felle und Leder, alles ist sehr informativ und schön gemacht.

 

Wir verlassen die Region der grossen Seen und fahren Richtung Winnipeg. Die Landschaft ändert sich nicht gross, das Wetter ist trüb und nass. Unser Ziel vor Winnipeg ist ein kleiner See, die Sonne ist warm, es ist Sonntag und der See ein beliebtes Ausflugsziel. Die Jetskies brettern über das Wasser und liefern sich Wettkämpfe, rund um den See heulen die Motoren der Quadfahrer, es wird gebadet und grilliert. Aber bald ist das Sonntagsvergnügen vorbei (für sie), alle packen zusammen und schon stehen wir ganz ruhig und alleine an diesem See...hmmm, das ist sogar Variante 1+!

Nach einem kleinen Stadtbummel durch Winnipeg lernen wir die Weiten von Manitoba und Saskatchewan kennen!

Schlagartig ändert sich die Gegend und das wird so bleiben für die nächsten 1400 Kilometer. Es ist schön und das Thermometer klettert auf 30 heisse Grad...puhh, das sind wir uns gar nicht gewöhnt. Und es ist flach und weit, Kilometer um Kilometer topfebenes Farmland bis ans Ende des Horizonts und noch viel weiter, wir sehen ja nur einen kleinen Teil davon.  Eindrücklich diese Mengen an Mais, Raps, Soja, Getreide die hier wachsen, Monokulturen so weit das Auge reicht, die Böden mehr tot als lebendig! In Reih und Glied stehen unzählige grosse Silos auf dem Land. Für uns ist das wie eine riesige Fabrik und hat nichts mehr zu tun mit naturnaher Landwirtschaft.

Das Saatgut wird mit dem Sattelschlepper an den Feldrand transportiert, grosse Traktoren oder Raupenschlepper ziehen eine ganze Kombination an Maschinen hinterher, es wird in einem Arbeitsgang geeggt, gesät, gedüngt und gespritzt. Unglaublich diese Mengen an Gift und Kunstdünger die hier jedes Jahr verteilt werden.

Schön geometrisch verläuft das Strassennetz, es geht geradeaus, im rechten Winkel nach links oder rechts und wieder geradeaus. Also: wenn ich rechts sage, dann biegt Beat mittlerweile immer nach links ab, weil ich eigentlich links meine, aber rechts sage oder umgekehrt...ja, da mussten wir doch prompt schon das eine oder andere Mal umkehren, aber hier ist es egal, wir fahren einfach die nächste wieder links oder rechts!

Zwischen all dem flachen Land durchfahren wir auch ab und zu ein paar sanfte Hügel, wir sehen Kühe und Pferde, kleiner Höfe und finden das richtig schön!

Vor Yorkton spickt ein Stein mit einem lauten Knall in unsere Frontscheibe und hinterlässt einen hässlichen Hick...ojehhh, und das auf dem Teer-Highway und nicht etwa auf der steinigen Schotterpiste! Yorkton ist ein grösseres Dorf, wir quartieren uns auf dem Campingplatz ein, googeln, super, hier hat es zum Glück eine Autoglasbude. So stehen wir gleich am nächsten Morgen bei "Speedy-Glass" vor dem Tor. Sie sind sehr nett, begutachten den Schaden und innert kürzester Zeit ist das Loch professionell geflickt und verklebt. Sie möchten nicht einmal einen Lohn dafür..."No, no, we won't charge you for that!" Vielen Dank!

 

Hoodoos

Wieder viel landschaftliche Abwechslung erwartet uns in den Badlands von Alberta, im Red Deer River Valley.

Wunderschön ist es hier, prächtige, farbige Hügel ziehen sich durch das Tal, wir sehen Hoodoos, einen riesigen Dinosaurier und mit dem Royall Tyrell ein spannendes Museum dazu. Es ist die Gegend der vielen Dinosaurierfunde.

Wir blicken in einen kleinen Grand Canyon, setzen mit einer historischen Fähre über den Fluss und fahren unserem nächsten Ziel entgegen, das heisst Sundre. Dort findet am Wochenende ein ländliches Rodeo statt, mit einer Parade durchs Dorf.

An zwei Tagen verfolgen wir die verschiedenen Reiterspiele - hübsche Cowgirls umrunden in rasantem Galopp verschiedene Fässer, Kälber müssen per Lasso vom Pferd aus eingefangen werden oder kleine Knirpse üben sich darin, wer nach dem Startschuss am längsten auf seinem Schaf reiten kann.

Bei einem Wettbewerb geht es darum, dass eine Kuh gefangen und in freiem Stand gemolken werden muss, Gewinner ist wer am meisten Milch abliefern kann. Und natürlich messen sich die coolsten Cowboys auf den wildesten Pferden und Stieren. Vor dem Wettkampf hat es die ganze Nacht tüchtig geregnet, der Platz versinkt im Morast, uiii...das schöne Outfit der Cowboys- und Girls ist bald voller Schlammspritzer und die Kids fallen alle "grindsvoran" von ihren Schafen in den Dreck! Aber ein echter Cowboy trägt das mit Fassung! Lustig war es und das "pulled meat" aus der Festwirtschaft hervorragend!

 

Auf der Forestry Trunk Road, einer Forststrasse, fahren wir von Sundre aus weiter Richtung Berge...wir sehen schon die Rocky Mountains!

Bis dann...wir fahren jetzt los in die Nationalparks Banff und Jasper...


Unsere Strecke von Ost nach West - so weit geht das, da braucht es gleich zwei Karten ;-)

- und zur Info, die roten Punkte sind jeweils Wegpunkte und nur zum Teil auch Übernachtungsplätze von uns