Juli/August 2018 - Alaska

22. Juli - 13.August 2018

 

 

Goldnuggets haben wir keine gefunden in Dawson City, unser Geldbeutel hat nicht zugenommen, im Gegenteil.

Die Fähre bringt uns über den Yukon River, nach einigen Kurven haben wir bereits an Höhe gewonnen. Wunderschön verläuft die gute Schotterstrasse nun über viele Kilometer exakt auf diesem Hügelzug, schöne Ausblicke rundherum, links und rechts nichts als grüne, tiefe Täler und Hügel. Nicht umsonst heisst er Top of de World Highway!

Bald finden wir ein schönes Plätzli, atmen tief durch und geniessen die Ruhe an diesem milden Abend ganz besonders!

Hier in diesem "Güggihüü" weit weg von allem, fahren wir ans Zollhäuschen der Grenze zwischen Kanada und Alaska/USA. Einem netten Grenzbeamten reichen wir unsere Pässe durchs Fenster. "Firewood? Fireguns?" "No no, just a Bear-Spray!" "Okay!" (smile) wir sollen bitte parkieren und ins Büro kommen. Dort steht ein grimmiger Beamter. Wir lächeln freundlich und nach ein paar Fragen, Fingerabdrücken, Blick in die Kamera, eifrigem Blättern in unseren Pässen und dem Einkassieren von 12 Dollars ist er zufrieden. Er drückt den Stempel auf einen Zettel, heftet diesen in unseren Pass, wir dürfen einreisen. Erst in einem halben Jahr müssen wir die USA wieder verlassen.

Wir kommen durch Chicken, wie der Name schon sagt, dreht sich hier alles ums Huhn. Daneben gibt es alte Sachen aus der Goldgräberzeit zu besichtigen, kleine Shops, eine spezielle Bar, aber viel los ist hier nicht.

In Tok stossen wir auf den Highway Richtung Fairbanks, fahren bis Delta Junction und treffen dort auf Sepp...Halli Hallo! (der Reiseblog von Sepp: www.sepp-on-tour.ch)

Er hat das gleiche Ziel wie wir, den Denali Highway zu fahren. Schön, dann nehmen wir diese Strecke doch zusammen in Angriff! Wir füllen die Vorräte auf, mal schauen was die Amis so alles in den Läden haben!? Wir müssen nun in US-Dollars rechnen, in Meilen, Gallonen und Fuss. Hhmm...wie schnell dürfen wir nun fahren wenn auf der Tafel 45 steht? Alles mal 1.6, das ergibt dann72.42 km/h, okay.

Hier in den USA, wie auch in Kanada, werden alle alkoholischen Getränke nur in speziellen Liquor-Stores verkauft, nicht im Supermarkt. Aber, hier verlangt der Kassier mit strenger Miene einen Ausweis.

"Meine grauen Haare sind meine Identitätskarte!" lacht Beat und streicht sich mit der Hand über seine Glatze. Das kommt nicht gut an, das ist eine ernstzunehmende Angelegenheit, so ein paar Bierchen kaufen ;-)! Das Wetter ist toll, es ist richtig heiss, wir starten und geniessen die tolle Strecke den Schneebergen entgegen, superschön!

Zeitweise erblicken wir rechts oder links der Strasse die Trans Alaska Pipeline, 1977 gebaut, 1287 km lang, verläuft sie von der Prudhoe Bay ganz im Norden von Alaska zum eisfreien Hafen in Valdez. In all diesen Jahren flossen nicht nur ungeheure Mengen an Öl durch diese Pipeline sondern auch viel Geld in öffentliche und private Kassen. Traurige Schlagzeilen machte im Jahr 1989 das Unglück der Exxon Valdez. Der Supertanker lief wegen eines Navigationsfehlers südlich von Valdez auf ein Riff, knapp 41 Mio. Liter Rohöl ergossen sich in den Prince William Sound und lösten eine Naturkatastrophe aus! 

Vor Paxson verliert sich eine schmale Strasse in einem Seitental, das sieht interessant aus! Es wird holprig und steinig, wir fahren durchs Wasser bis sich eine grosse Kiesfläche vor uns ausbreitet, wir stehen in einem Talkessel, sind umringt von Bergen und Gletschern, ein toller Nachtplatz! Wir eröffnen unsere Freiluft-Beiz,  essen zusammen, die Sonne wärmt...als Abendspaziergang erklimmen wir einen nahen Hügel, ganz klein und verloren stehen unser Autos dort unten am Fluss!

Am nächsten Morgen schultern wir den Rucksack, wir möchten weiter ins Tal hinein, vielleicht kann man ja bis zum Gulkana-Gletscher wandern! Eine Truppe vollbepackter US-Armys kommen uns entgegen. Was machen die wohl hier? Sie erzählen uns dass sie auf einem Trainingsmarsch sind. Sie haben den Gletscher überquert und dort oben biwakiert. Wir fragen nach dem Weg. Das sei kein Problem, es gibt einen Weg ins Tal. Wir überqueren eine wacklige Hängebrücke, der Pfad führt uns weiter entlang des breiten Flussbettes. Wie mir das gefällt! Weit und steinig wird es, nach knapp zwei Stunden stehen wir vor einem Gletschertor, einer grossen Eishöhle, von der Natur geformt. Munter sprudelt das Wasser durch den Gletschertunnel. Der Tag ist noch jung, das Eis noch fest, so trauen wir uns in die Höhle hinein. Es knackt aber schon bald bedrohlich, einzelne Steine und Eisbrocken lösen sich, noch ein paar Fotos und raus hier.

Auf dem Rückweg hinterlassen wir unsere Visitenkarte in Form eines schönen Steinmanndlis! Herrlich ist es in diesem Tal!

 

 

Wir biegen ab auf den Denali Highway, eine rund 220 km lange "Rough Road", wie es so schön heisst. Die ersten Kilometer sind allerdings noch geteert und gut zu befahren, dann ändert sich der Strassenzustand und auch unser Tempo. Am Abend suchen die zwei Männer als Fischer ihr Glück am See, aber oftmals sind die Seen kaum zugänglich. So stapfen die Zwei durch Sumpf, kämpfen sich durch Buschland, durchqueren Bäche, ziehen Schuhe voller Wasser heraus, aber kein Fisch schnappt nach dem Köder an der Angel! Die Mühe war vergebens.

Jetzt im Sommer ist hier in Alaska viel von diesem weiten Land sehr sumpfig und nass. Überall wo Permafrost herrscht taut im Sommer nur die oberste Schicht des Bodens auf, dass Wasser kann nicht versickern oder ablaufen und bleibt liegen. Im Winter aber verwandelt sich das ganze Land in ein riesiges Abenteuer- und Freizeitparadies! Alles ist gefroren, die Flüsse, die Seen, die Sumpfgebiete verwandeln sich in einen grossen Highway, per Schneemobil oder Skies kommt man überall hin. Das muss phantastisch sein!

Das Wetter ändert sich, es ist grau und nass, ein neuer Abzweiger lockt, inklusive Offroad und Schlammpiste! Als Belohnung stehen wir am Abend ganz alleine in einem schönen Tal, und das Glück ist des Anglers hold, die Fische hüpfen fast gratis aus dem Wasser, schöne Arctic Graylings (Aeschen) 1...2..3...!

Es regnet tüchtig in der Nacht, die Schlammpiste ist am nächsten Morgen auf dem Rückweg eine kleine Herausforderung! Beat begutachtet die Piste, wir sind bereit, starten den Motor, mit Untersetzung und Differenzialsperren pflügen wir uns durch den Dreck und hinterlassen eine tiefe Spur. Sepp folgt mit seinem Mercedes Sprinter, er gibt tüchtig Gas, der Sprinter hüpft, es schüttelt und spritzt, der Motor heult auf, auch Sepp ist wieder auf dem Trockenen, geschafft! Niemand möchte an einem solchen Ort steckenbleiben!

Der Rest des Denali Highways versinkt im trüben Wetter, schade, die schönen Ausblicke in die Weite und auf die farbigen Bergen rundherum können wir nur erahnen, aber trotzdem war es eine tolle Strecke!

In Cantwell treffen wir auf den Park Highway, die direkte Verbindung von Anchorage nach Fairbanks. Wir stellen den rechten Blinker und entscheiden uns für einen Abstecher nach Fairbanks. Drei Tage verbringen wir in der Stadt und erledigen allerlei, besuchen Museen, kaufen Leckereien und bummeln durch den Farmers Markt, verlieren uns im grossen Outdoor-Shop (Hey Beat, in welcher Reihe steckst du schon wieder? Aha, bei den Fischersachen!). Wir schlendern durch die Jagdabteilung, viele Laufmeter an Gewehren sind hier zum Verkauf aufgereiht. Ja, "Mann" trägt hier einen Colt an der Hüfte, nicht nur zur Jagd, auch zum Shoppen mit Frau und Kindern.

In jeder Stadt, jedem Dorf hat es ein Visitor-Center. Dort erhält man immer Top-Reiseinformationen, Karten, Broschüren etc. und oftmals gehört auch eine schöne Ausstellung über die Gegend oder die Geschichte dazu. Das Visitor-Center in Fairbanks glänzt mit einer besonders schönen Aufmachung.

Es wachsen Blumen in der Stadt, wir entdecken riesige Exemplare an Sonnenblumen, kein Wunder bei fast 24 Stunden Licht den ganzen Sommer hindurch wächst es sich gut. Sogar einen botanischen Garten gibt es in Fairbanks, man sagt, so grosse Kohlköpfe wachsen nur in Alaska. 

Wir sagen Sepp Byebye und fahren südwärts Richtung Anchorage. Auf der Strecke liegt der populäre Denali Nationalpark. Denali heisst "Der Hohe" und ist die indianische Bezeichnung für den immer schneebedeckten höchsten Gipfel der USA (6194 m). Nur die ersten 24 km der Strasse in den Park darf von Touristenfahrzeugen benutzt werden, weiter hinein kommt man nur mit einer vorgebuchten mehrstündigen Tour. Der Andrang im Juli und August ist riesig, fast alles ist schon Monate im Voraus ausgebucht. 

Wir fahren weiter und können den mächtigen Denali immerhin aus der Ferne bewundern. An vielen Tagen im Jahr ist er nicht zu sehen, verschwindet im schlechten Wetter oder ist umhüllt von einer Wolkenkappe.

Weiter südlich bietet sich eine interessante Umgehung der Hauptstrasse an, der Hatcher Pass. Ein toller Umweg! Nach der Fahrt ins Tal hinein schraubt sich die Strasse hoch bis über die Baumgrenze, richtig schön ist es hier! "Bitte, ganz langsam fahren, gell Beat!" Auf schönen Stecken fahre ich am liebsten im Schritttempo ;-).

Auf der Passhöhe umwandern wir den kleinen Lake Summit, gespenstig sieht es aus, der Nebel hängt tief an diesem Tag und verschluckt uns fast. Nach einigen steilen Abwärtskurven sind wir bei der Independence Mine, einer alten zerfallenen Goldgräbermine. Diese schauen wir uns an. Das graue Wetter passt ganz wunderbar zu dieser unheimlichen Ghost-Town...huhuuu, ihr Geister, wo steckt ihr? "Wir graben nach Gold, ganz tief im Berg, haha...und dieses Gold bekommt ihr nie!" Ja, dann behaltet es doch, ist eh besser!

 

Der Elch, das kurrlige Wesen
Der Elch, das kurrlige Wesen

Unser nächstes Ziel heisst Seward. Die grosse Stadt Anchorage mit über 300'000 Einwohnern lassen wir vorerst links liegen. Wir möchten zu den Gletschern und Bergen im Süden. Seward ist gut besucht, recht touristisch und dummerweise geht es noch aufs Wochenende zu, kein gutes Timing. Wir googeln, es hat noch Plätze frei für eine 6-stündige Bootstour, super, das machen wir!

Mitten in Seward hat es eine riesige Parkfläche, dort darf man sein Wohnmobil für 20 Dollar pro Nacht abstellen. Es gibt kaum andere Alternativen, so reihen wir uns ein in diesen grossen WoMo-Kuchen, für eine Nacht ist das okay und hat sogar auch Vorteile. Wir bummeln durch das überschaubare Städtchen, essen auf einer Sonnenterrasse einen frischen Fisch, treffen später in diesem Campinggewühl auf zwei Schweizer und verplaudern den Abend.

Am Morgen früh um 8 Uhr sticht unser Schiff in See. Wir bewegen uns entlang der wunderschönen Küste des Kenai Fjords Nationalparks, sehen Seelöwen, Seehunde, Vögel, Killerwale und einen Buckelwal...und biegen ein in einen bergumrahmten Fjord. Hier verweilt das Schiff lange am Fusse des mächtigen Aialik-Gletschers, sehr schön und eindrücklich wie sich die riesigen, zerfurchten Eismassen vor uns auftürmen! Immer wieder kracht es laut und ein Stück des blauschimmernden Eises stürzt mit lautem Getöse ins Meer, auf dem Wasser schwimmen viele Eisbrocken. Sogar die Sonne schickt ein paar Strahlen durch den grauen Himmel. Gut durchgelüftet und voller schöner Eindrücke sind wir am Nachmittag retour in Seward.

Wir fahren ein Stück Richtung Kenai und verbringen die nächsten zwei Nächte auf tollen Forest Campgrounds. Diese sind hier zahlreich vertreten. Es sind Self Registration-Campingplätze, meist schön gelegen im Wald oder an einem See, ohne grosse Infrastruktur. Man sucht sich einen freien Platz der gefällt, füllt einen Zettel aus, wirft ihn mit dem Geld (die Plätze kosten ca. 15-20 Dollars pro Nacht) in eine Box, einfach und unkompliziert.

Wandern und Fischen ist angesagt, für Beat gibt es viele Gelegenheiten den Haken auszuwerfen, leider ohne Glück, kein Fisch will anbeissen, gar keiner! Meine Wurfversuche lassen die Schnur gerade mal ein paar wenige Meter vom Ufer weg im Wasser versinken...haha, Weitwurf war noch nie meine Spitzendisziplin, dieses Bälle schmeissen, früher am Schulsporttag, war immer ein Graus für mich!

Es regnet und regnet, gerne hätten wir die Fähre von Whittier nach Valdez genommen, durch den Prince William Sound, aber es ist alles ausgebucht, wir müssten zu lange warten und das Wetter lässt auch sehr zu wünschen übrig. So nehmen wir das Teerband unter die Räder und fahren über Anchorage nach Valdez.

Valdez liegt in einer Sackgasse an einem Fjord, wunderschön umringt von Bergen und Gletschern. Just an diesem Tag scheint die Sonne, Zeit für eine Wanderung und einen Dorfbummel mit Espresso am Hafen, herrlich! Das wars dann aber auch schon mit schönem Wetter.

Wir machen einen Ausflug auf die andere Fjordseite und sehen Lachse, Lachse, Lachse, sooo viele! Überall drängeln sie sich, in jedem Fluss und Bach, dicht an dicht, das Wasser ist voll, man müsste nur die Hand ausstrecken...! So etwas haben wir noch nie gesehen! Ein Foto kann diese Szenerie nicht wiedergeben, das muss man mit eigenen Augen sehen.

Der Lachs kommt immer an seinen Geburtsort zurück um zu laichen und stirbt dann. Die Zeit dazwischen verbringt er im Meer, zwei, drei oder mehr Jahre, je nach Lachsart. Wenn die Zeit reif ist für die Fortpflanzung findet er den Weg zurück an genau den Ort, an dem er aus dem Ei geschlüpft ist. Dort wird er laichen und danach sterben, der Zyklus fängt von vorne an, eine spezielle Regelung der Natur.

Zu dieser Jahreszeit, im August und September kann man die Lachswanderung hautnah miterleben und aus nächster Nähe beobachten, sehr eindrücklich! Für viele Tier ist es ein herbstliches Festessen und wichtig fürs Überleben im Winter, die Bären fressen sich dick und satt am Fluss, die Vöge picken sich Lachseier oder tote Fische, der Kojote streift den Flüssen entlang - alle bekommen genug und bis im nächsten Frühling wird von diesen Fischen nichts mehr übrig sein.

Das Wetter verspricht nicht viel Neues, so verlassen wir Valdez, fahren durch das graue Wetter nach Tok.

Hier in Tok schliesst sich der Kreis unserer schönen Alaskarunde, ein kleines Stück südwärts werden wir erneut die Grenze zu Kanada überqueren.

Allerdings werden wir bald nochmals Alaskaboden betreten, bei einem Abstecher nach Haines und Skagway... 

 

Wir treffen einen Berufskollegen, einen echten kanadischen Hufschmied...da muss Beat doch gleich einen Blick ins Auto werfen und kurz den Hammer in die Hand nehmen!
Wir treffen einen Berufskollegen, einen echten kanadischen Hufschmied...da muss Beat doch gleich einen Blick ins Auto werfen und kurz den Hammer in die Hand nehmen!
Wer stört da unseren Mittagsschlaf?
Wer stört da unseren Mittagsschlaf?
Schöne Abendstimmung am Ende unserer Alaska-Tour...
Schöne Abendstimmung am Ende unserer Alaska-Tour...

Strecke in Alaska:

Dawson City - Chicken - Tok - Delta Junction - Gulkana Gletscher - Paxson - Denali Highway - Cantwell - Fairbanks - Cantwell - Willow - Hatcher Pass - Independence Goldmine - Palmer - Anchorage - Seward - Skilak Lake - Whittier - Anchorage - Palmer - Glennallen - Valdez - Glennallen - Tok - Grenze USA-Kanada....und weiter!