2022 - Frankreich+Spanien/Pyrenäen


03. Mai - 31. Mai 2022

 

Es gluschtet uns nach Bergen, wir überqueren die Grenze zu Spanien, verlassen das Meer und wenden uns ins Landesinnere. Über Tolosa fahren wir bis Altsasu, hinauf in die Höhe und über eine schöne Hochebene zum Felsenkessel Ubaba. Es geht wieder abwärts ins Tal, über Lodosa und Arnedo nach Ardnedillo. Hier hat es oberhalb des Dörfchens einen gut ausgestatteten ruhigen Stellplatz in einer wunderschönen Umgebung, wir sind wieder in einer richtigen Bergregion, herrlich! 

Die nächsten paar Tage verbringen wir in dieser Gegend, fahren auf Pisten zu kleinen verlassenen Dörfern, durch saftig grüne Wälder, hügelauf und hügelab, entlang von Schluchten, oder in der Höhe vorbei an vielen Windrädern. Wir finden ruhige,  abgeschiedene Nachtplätzli, treffen kaum Leute…so schön nach der doch belebten Gegend in Frankreich. Langsam gehts nach Westen Richtung Pyrenäen, es wird richtig warm in der flachen Gegend auf der Strecke zur Wüste Bardenas Reales.

Diese Halbwüste im Süden von Navarra umfasste eine Fläche von 415 km2, das Gebiet wurde im Jahr 2000 von der Unesco zum Biosphärenreservat erklärt. Auf einer Rundfahrt mit einigen Abstechern kann man in die bizarre Landschaft mit ausgetrockneten Flussbetten und speziellen Bergformationen aus Lehm, Sand- und Kalkstein eintauchen. Die Berge und Hügel leuchten hell, beige oder ockerfarbig, gestreift, geschichtet oder einfarbig, ein Highlight ist der schöne Castil de Tierra, überall blüht es und sogar Getreide wird angebaut.  

Wir übernachten in Arguedas, dort hat es neben dem offiziellen Stellplatz einen zweiten Stellplatz auf einem grossen Wiesenareal auf dem sich bis am Abend locker verteilt ein paar Reisende einfinden. Am nächsten Morgen ganz früh fahren wir hinein in die Wüste, der Teer wechselt zu Schotterpiste. Inmitten der Berge mit toller Aussicht essen wir erstmal gemütlich Zmorge. Man kann einige Abstecher machen, aber vorwiegend ist man auf der Hauptrunde unterwegs, leider oft etwas weit entfernt vom Schönen, viele Pisten die nahe oder mitten in die Berge führen sind nur für Velos oder Fussgänger offen. Bei dieser Hitzewelle im Moment verzichten wir auf eine lange Wanderung. Immer wieder kann man aber anhalten, kleinere Runden zu Fuss machen und die schöne nahe oder fernere Gegend bewundern. Etwas eigenartig ist das riesige, abgesperrte militärische Gebiet inmitten dieser Rundtour. Aber es gefällt uns und eine solche Wüste hier in Europa ist sicher sehenswert und etwas sehr Spezielles. Aber mit den vielen wunderschönen Bildern im Kopf vom Westen der USA sind wir etwas verwöhnt…

 

Weiter geht es durch die flache, heisse Pfanne, über Sangüesa, den Pyrenäen entgegen, das Thermometer zeigt uns hier 31 Grad an, ab in die Berge. Wir fahren entlang des übervollen türkisfarbenen Yesastausees, halten Ausschau nach Geiern in der Foz de Arbayun und folgen dem Rio Salazar in schöne Ochagavia. Noch nicht alle Pyrenäenpässe sind offen, so passen wir unsere Strecke an. Der Port de Larrau sollte offen sein, er führt von hier hinten im Tal hinüber nach Larrau in Frankreich. Schön ist die Fahrt auf den Pass, die Wiesen sind voller Blumen und wir blicken aus der Höhe auf das grosse Gebiet des Irati-Waldes. Nach dem Schwarzwald ist dies der zweitgrösste und am besten erhaltene Buchen- und Fichtenwald Europas und noch immer nahezu unberührt. 

Oben auf dem Pass Larrau versperrt uns eine „Route barrée“-Tafel den Weg, hhmmm…ist da tatsächlich die weitere Passstrasse nach Frankreich rüber gesperrt? Wir sehen aber Autos auf der anderen Seite. Ein spanisches Gemeindefahrzeug parkt auf dem Pass, wir fragen die Arbeiter ob wir weiterfahren können. Sie nicken und meinen „No problema“…das seien halt die komplizierten Franzosen, wir sollen vorsichtig fahren aber die Strasse sei okay. Super, los gehts… in den nächsten Kurven umfahren wir ein paar Steine und ein Stück weiter unten halten wir bereits bei einem Parkplatz, so schön, hier bleiben wir! Viele Pferde, Kühe und Schafe weiden schon hier oben, im Hintergrund erheben sich die noch weissen Berggipfel, wow! Die Pferde besuchen wir zuerst, es sind alles Stuten mit ein paar kleinen Fohlen, eine französische schwere Rasse, gleich unserer Freiberger Pferde in der Schweiz. Sie lassen sich gerne kraulen und sind ganz zutraulich, es heimelt uns richtig an…viele Jahre hatten wir eigene Pferde, neben Kühen und anderen Tieren auf unserem Bauernhof, und Beat als Hufschmied hatte auch beruflich jeden Tag Pferdekontakt. Die Tiere ziehen über die Hügel, sind einmal näher und einmal weiter weg, irgendwann sind sie dann so nahe und meinen der Iveco sei eine Kratzbürtste, das geht natürlich nicht und wir müssen ihnen die Leviten lesen, smile. 

Das ganze Tal unter uns ist am nächsten Tag voller Nebel, unsere Hoffnung dass sich dieser auflöst erfüllt sich nicht, so fahren wir irgendwann doch los, lassen die Schluchtwanderungen aus, fahren die nächsten zwei Tage weiter durch oft dichten Wald, über Hügel mit Aussicht und um viele Kurven Richtung Osten. Über den Col du Pourtalet wechseln wir wieder nach Spanien, zweigen bei Panticosa ab und nehmen die Strasse ins Tal und hinauf nach Panticosa Banos, ein Weiler mit Hotel, Bad und kleinem See. Wir stellen uns auf den grossen Parkplatz und wandern am nächsten Morgen hinauf zum Stausee und zur Beghütte Bachimana. Der Weg ist steil und felsig, oben auf dem Stausee treiben noch viele Eisschollen, und kaum zurück im Tal fegt ein Gewitter über uns hinweg, husch in den Iveco, Glück gehabt! 

 

Wir bewegen uns langsam ostwärts, machen Abstecher, fahren abgelegene Strecken, finden lauschige Nachtplätze und freuen uns aufs Treffen mit Reisekollegen in Martinet. Mit ihnen möchten wir eine Bergstrecke aus dem Tourenbuch der Pistenkuh Richtung Andorra fahren. Freudig ist das Wiedersehen, wir verplaudern mal eine Stunde, füllen noch Wasser auf und machen uns dann auf den Weg. Von Martinet schraubt sich die schmale Strasse einige hundert Meter in die Höhe, wir kommen zu einem Parkplatz und hier hat es: eine Schranke und ein Fahrverbot!! Nein, das darf doch nicht wahr sein, gesperrt, kein Weiterkommen, so schade! Da haben sich die Bestimmungen wohl geändert seit die Pistenkuh hier war um für das Buch zu recherchieren. Wir fahren ein Stück retour, entdecken ein gäbiges Wiesenplätzli, machen Kafipause und überlegen…schlussendlich ists so schön hier dass wir gleich bleiben, so gibt es anstatt Pistenkilometer viel gemütliches Plaudern und am Abend zaubern die Zwei ein feines  Berner Oberländer-Fondue aus ihrem Iveco, mmhhh! Der nächste Tag führt uns zusammen durchs quirlige kleine Andorra mit endlos vielen Tankstellen, Läden, Verkehr und Leuten, nichts für uns, wir hätten nicht mal die Ivecos parkieren können. Über den Pas de la Casa fahren wir weiter nach Frankreich und peilen auf dem Col de Puymorens ein Nachtplätzli in der Höhe an, super! Am nächsten Tag haben die Iveco Ruhepause und wir Vier wandern über viele Schneefelder hinauf auf den Pass d’En Garcie, toll ist es hier oben! Wir schauen ins nächste Tal, geniessen das Panorama und entdecken sogar ein ganzes Gemsrudel mit Jungen, bevor es mehr oder weniger rasant und rutschend wieder abwärts geht über Felsen und Schnee. 

Nach einer weiteren Nacht sagen wir „Tschüss zäme“, sie fahren noch etwas nach Westen und wir machen uns langsam auf den Heimweg Richtung Norden. 

Unser Weg führt uns vorbei an Aquädukten, Schlössern, zum Canal du Midi mit vielen Schleusen, weiter durch die Berge, vorbei am gigantischen Viadukt von Millau, über wunderschöne Hochebenen, durch die 50 Kilometer lange eindrückliche Tarnschlucht, auf vielen Nebenstrassen Richtung Genfersee und Jura. Am Lac de Joux schliesst sich unsere Runde, hier bleiben wir, wie auf der Hinfahrt, eine Nacht stehen, diesmal auf dem Stellplatz direkt am See…und schon bald sind wir nach knapp drei Monaten wieder zuhause im Säuliamt, schön wars, jeden Tag im Iveco geniessen wir, wo immer wir auch stehen!

Und jetzt freuen wir uns auf die Familie und unsere herzigen Enkel :-)!

 

Unsere Strecke in Frankreich und Spanien vom März-Mai 2022
Unsere Strecke in Frankreich und Spanien vom März-Mai 2022