Januar 2025 - Chile+Argentinien/Zwischen Seen, Vulkanen und Araukarienwäldern

12. Januar - 25. Januar 2025

 

Im Norden der Carretera Austral fehlt ein langes Stück Strasse, dieser Teil wird übers Wasser bedient, mit zwei Fähren von Caleta Gonzalo bis nach Hornopiren. Wir verlassen den schönen Strand in Santa Barbara und fahren am Morgen die rund 45 Kilometer bis nach Caleta Gonzalo. Dort reihen wir uns mit dem Iveco in die Warteschlange ein, es dauert noch, dann kommt die kleine Fähre und es wird eingeladen. Rund 30 Minuten dauert die erste Überfahrt, anschliessend geht es im Konvoi rund 10 Kilometer über’s Land bis zum nächsten Fähranleger. Hier warten wir sehr lange, die erste Fähre holt in dieser Zeit die restlichen Autos ab in Caleta Gonzalo, 2 Ladungen Fahrzeuge der ersten Fähre haben Platz auf der zweiten grossen Fähre bis nach Honropiren. Endlich sind alle da und wir legen ab. Die Sonne hat sich verzogen, Nebelschwaden hängen über den schönen grünen Bergen in diesem langen Fjord, die Stimmung ist mystisch, es fängt an zu regnen und ist kalt, aber doch schön draussen an der Reling zu stehen und diese wunderbare Landschaft zu betrachten. Ein anderes CH-Auto ist auf dem Schiff, so ist es kurzweilig, immer spannend woher und wohin die anderen reisen. Es wird Abend bis wir in Hornopiren ankommen, wir fahren nicht mehr weit, stellen den Iveco neben Adolfs Unimog an die belebte Strandpromenade und schauen zu wie die Sonne versinkt.

Wir lassen Puerto Montt und die Insel Chiloé aus, ein kleines Stück folgen wir noch der Carretera Austral, dann ist diese Strasse für uns zu Ende. Es war ein toller Reiseabschnitt mit spezieller und wechselnder Landschaft von Villa O’Higgins bis hierher, plus dem Abstecher ins Chubut-Tal! Nun kommen wir ins Seengebiet von Chile und Argentinien, zu blauen Wassern, Vulkanen und Araukarienwäldern! 

Alles entlang der Küste fahren wir bis nach Cochamo, bewundern die schöne Holzkirche, essen einen feinen Fisch im Restaurant mit Aussicht und am nächsten Morgen geht's bezeiten weiter bis zum Vulkan Osorno. Das Wetter ist wolkig, aber noch schön, so bringen wir schnell die Kilometer hinter uns und düsen die kurvige Strasse hoch auf den Vulkan. Wir machen uns auf zur Rundwanderung und erleben den eisigen Osorno Gipfel noch ohne Wolkenumhüllung, schön steht er da und streckt seine Schneekappe zum Himmel. Kaum zurück beim Iveco sind wir plötzlich umhüllt von Nebel, der Vulkan verschwindet und wir kurven die vielen Höhenmeter wieder abwärts. Es fängt an zu regnen auf dem Weg Richtung Lago Puyehue, wir durchfahren intensiv bewirtschaftetes Land mit Ackerbau, Holzwirtschaft und Tieren, ganz ungewohnt wieder einmal Maisfelder zu sehen.

Wir wechseln nach Argentinien, die Grenzübertritte sind mittlerweile Routine geworden und doch jedesmal ein bisschen anders…und schon sind wir im Feriendorf Villa la Angostura. Schöne Häuser reihen sich entlang der Strasse, wir sehen sogar das Hotelschild der Unterkunft am See in der wir vor 14 Jahren einmal übernachtet haben, damals war der Iveco noch in weiter Ferne. Es hat viel Ferienverkehr, aber die sonnige Fahrt entlang des Lago Nahuel Huapi, durch's Tal weiter nordwärts zum Lago Traful und bis San Martin de los Andes ist auch mit etwas mehr Autos auf der Strasse sehr schön. Es reiht sich See an See, wir durchfahren schöne Wälder und immer wieder gibt es tolle Ausblicke. In San Martin ist viel los Andes bläst ein kühler Wind, ich friere fast in meinem Pulli, brrrr, aber die Kinder tummeln sich vergnügt und leicht bekleidet am Strand und im Wasser, schliesslich ist ja Sommer.

Bei Junin de los Andes stellen wir den Blinker und fahren viele holprige Kilometer bis zuhinterst in den Nationalpark Lanin. Der schöne Vulkan versteckt sich an diesem Tag hinter den Wolken. Zur Auswahl hat man ein richtiges Sortiment an Campingplätzen entlang des Sees, wir peilen den von einer Familie geführten kleinen Camping Mawizache an und können es uns an vorderster Front am See gemütlich machen, super, da bleiben wir gleich drei Tage.

Ich schaue auf die Wanderkarte, es gibt einen Weg hinein ins grüne Tal am Fusse des Vulkans Lanin, das tönt doch gut, bestimmt sehen wir den Vulkan dann in seiner ganzen Pracht. Wir wandern am anderen Morgen los, schön führt uns der Weg durch grünen Mischwald entlang des Flusses, der Vulkan lässt sich nicht wirklich blicken…so wandern wir weiter, erklimmen die 900 Höhenmeter, kommen über die Waldgrenze und haben endlich einen tollen Blick auf den schneebedeckten Berg, wow! Wieder retour beim Camping springen wir für ein kühles Bad in den See, strecken die Beine und warten bis die Sonne untergeht! Das machen wir auch den ganzen nächsten Tag, im See baden, die Beine strecken, lesen, ein bisschen „Service“, herrlich! 

Die Strasse von Junin de los Andes bis zum Lago Aluminé ist teils geteert, der grösste Teil aber ist steinige Schotterpiste mit Ripio = Wellblech, für uns immer eine Entscheidung: lassen wir Luft aus den Pneus oder nicht. Schotterpisten mit weniger Luft in den Reifen zu fahren ist einiges komfortabler für uns und schonender für den Iveco. Am liebsten haben wir viele Kilometer Schotterpiste am Stück oder eine lange Strecke Asphalt, dann ist der Fall klar. Ungünstig ist wenn wir Luft ablassen, es geht nicht lange und es kommt wieder Teer oder umgekehrt, die Karten zeigen den Zustand der Strassen nicht immer zuverlässig an. So lüfteln wir hin und her, Ventileinsatz rausschrauben, Luft ablassen - wieder den Kompressor anhängen und Luft reipumpen. Beat macht das mittlerweile fast wie im Schlaf, oftmals ist das tägliche Routine.

 

Es wird spät heute, der Lago Aluminé ist touristisch, so sind Stellplätze im nirgendwo rar. Ein Stück vor dem Dorf sehen wir ein Erdsträsschen zwischen Nadelbäumen verschwinden, wir stoppen, kehren um, schwenken ein, es wäre ein wunderbares Fleckchen für die Nacht, ruhig, schattig, versteckt. Aber kaum parkiert kommt ein Töff angefahren, der Wächter der nahen Baustelle hat uns abbiegen sehen und meint „Esta prohibido aparcar aqui!“, es ist verboten hier zu bleiben, schade. Er ist ganz nett und bietet uns den Parkplatz bei seiner Unterkunft an der Strasse weiter vorne an, aber das ist keine Option für uns, mit jedem Fahrzeug das vorbeifährt wären wir in eine Staubwolke gehüllt. Wir winken dankend ab, fahren weiter bis nach Villa Pehuenia und peilen einen Camping an. Das Angebot des Baustellenwächter wäre wohl fast die bessere Option gewesen, etwas kniebel vom vielen Feuerqualm und den nächtlichen Unruhen rund um uns sind wir am nächsten Morgen früh ready. Wir fahren zum Vulkan Batea Mehuida, bezahlen Eintritt und dürfen los. Die 4x4 Piste führt uns bis unter den Kraterrand, das letzte Stück laufen wir steil den Berg hoch, halb um den Krater und haben eine wunderschöne Panoramaaussicht über Seen, Berge und Vulkane, super! 

Der nächste Grenzübertritt wartet, von Argentinien nach Chile. Heieiei, so viele Male sind wir schon über die Grenze ;-), aber so ist es zwischen diesen zwei Ländern, auf jeder Seite der Berge gibt es Schönes und in der Mitte ist halt die Grenze.

Die nächsten drei Tagen sind voller wunderbarer Blicke…vom Lago Icalma fahren wir nach Lonquimay und weiter über die kurvige „Cuestas Las Raices“ mit bilderbuchmässigem Ausblick auf den Vulkan Lonquimay, gesäumt von hohen Araukariebäumen! Wir nehmen die nächste Piste und schon stehen wir am Fusse des Vulkans. Gleich nebenan erhebt sich der Krater Navidad, aus diesem spuckte der Lonquimay letztmals an Weihnachten 1988. Wir parkieren den Iveco und laufen durch eine Aschewüste zum Krater Navidad, wie auf dem Mond oder sonstwo sieht es hier aus. Es geht abwärts, dann aufwärts, wird am Kraterhang steil und steiler, wir haben nur noch lose, kantige Steine unter den Schuhen und kommen kaum mehr voran, Zeit zum Umkehren. Die sandige Strasse führt uns weiter zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf die Vulkane Lonquimay, Tolhuaca, Antuco, Callaqui und Copahue, grössere und kleinere weisse Vulkankappen schön verteilt. Dann geht es abwärts, entlang des langen Lavastroms, durch Araukarienbäume und Mischwald zur Lagune Nortina und weiteren kleinen blaugrün leuchtenden Seelein, superschön ist diese Strecke! Und auf dem Rückweg können wir das Ganze gleich nochmals geniessen, wir sind begeistert! Wieder am Fluss unten stellen wir uns unter die Bäume, und siehe da, ein gelber Iveco mit CH-Nummer parkiert auch hier. Wir spülen den Staub von uns, kochen etwas Kleines und dann gibt es noch einen Schwatz mit unseren Nachbarn. 

Von Curacautin aus möchten wir durch den Nationalpark Conguillio mit seinem Vulkan Llaima fahren. Ohne Empfang können wir keine Tickets online buchen, erst in Curacautin googeln wir auf der Nationalparkseite von Chile. Für den heutigen Tag zeigt es „Grün“ an, aber Tickets können wir keine anklicken. Wir fahren ins Zentrum, dort hat es eine Touristeninfo, vielleicht können wir die Tickets dort kaufen. Die nette Frau meint, wenn es online nicht geht dann ist wohl die Kapazität für den Tag erschöpft, wir sollen doch Tickets für morgen kaufen. Wir sagen ihr, dass der Tag „Grün“ angezeigt wird und wir uns nicht vorstellen können, dass für heute schon 550 Personen ein Ticket gekauft haben, das wäre die Kapazität pro Tag. Sie googelt auch, runzelt die Stirn, greift zum Telefon und ruft bei der Eingangspforte vom Park an. Dann lacht sie und meint „ Kein Problem, fahrt schnell hin ihr zwei Suizos, ihr könnt beim Eingang per Kreditkarte den Eintritt bezahlen“. Super, nichts wie weg! Alles klappt und eine Stunde später mischen wir uns unter die Ausflügler und fahren in den Park. Der Ranger hebt beim Portal für jedes einzelne Auto die Barriere per Hand an einem Seil hoch und winkt uns lachend durch, welch netter Service. Beim Wanderweg zur „Araucaria Madre“ finden wir zum Glück eine Parklücke und geniessen die wunderschöne Waldwanderung zwischen all den hohen Buchen- und Araukariebäumen bis zur „Mutter der Araukarien“, einem 1800 Jahre alten Baum. Wow, was der schon alles erlebt hat, unglaublich! Wenn ich nochmals 30 mal so alt werde wie ich jetzt bin, dann könnte ich auch so viel erzählen wie dieser Baum hier. Am Lago Conguillio sitzen wir gemütlich auf die Terrasse des Beizchens und machen Pause, es ist viel Betrieb, es gibt hier einen Badestrand und Gross und Klein freuen sich über diesen herrlichen Tag. Weiter geht es dem Vulkan Llaima entlang, durch ein Lavafeld, wir sehen den Truful Truful Wasserfall sprudeln und verlassen den Park Richtung Melipeuco. Hier finden wir ein schattiges Bachplätzli, und kaum parkiert muss jetzt als erstes wieder einmal unsere Führerkabine rausputzen, das sieht ja aus bei uns, so viel Staub überall! Alles sauber, noch eine kalte Dusche und wir sind frisch und glücklich!

Ein weiterer wunderschöner Reiseabschnitt geht zu Ende, die Runde zwischen Seen, Vulkanen und Araukarien hat uns super gefallen!

Wir machen nun einen grossen Sprung nach Norden. Seit langem wieder einmal fahren wir fast 400 Kilometer auf einer Schnellstrasse, von Temuco bis Linares. Wir kommen in einen Stau und fahren an einem umgekippten Lastwagen vorbei, uiii, wir sehen Mähdrescher und Velos auf der Autobahn, auch die Haltestellen für den Bus sind an der Autobahn plaziert und hungern muss niemand unterwegs, so viele kleine Stände gibt es am Strassenrand. Von Linares fahren wir ins zuerst nicht gerade interessante Tal Richtung Paso Pehuenche, das Tal wird aber je länger je schöner. Der Pass bildet die Grenze zwischen Chile und Argentinien, die zwei Grenzposten liegen aber rund 60 Kilometer auseinander. Wir verlassen Chile, die Landschaft hier oben, mit den Bergen und der Laguna del Maule ist herrlich, das Wetter klar und sonnig, weiter geht es abwärts durch ein langes Tal bis wir endlich den Grenzposten von Argentinien erreichen und Richtung Malargüe fahren…das nächste schöne Tal wartet schon auf uns!

 


Unsere Strecke vom 12 - 25. Januar 2025
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