16. September - 25. September 2025
Die schöne Lagunenroute liegt hinter uns, wir sind in Uyuni. Immer lustig wenn man sich eine Vorstellung macht von einem Ort und wenn man da ist, ist es ganz anders als man denkt. Uyuni kommt uns ein bisschen vor wie eine staubige Wüstenstadt aus einem Wildwestfilm, nicht wirklich schön, nicht so touristisch herausgeputzt wie San Pedro Atacama, aber doch auch spannend mit all diesen traditionell gekleideten Frauen mit ihren Röcken, schönen Zöpfen und Hüten, mit dem Märt und den vielen kleinen Lädeli. Wir lassen uns durch die Strassen treiben und geniessen die neue Atmosphäre. Und wir treffen Jeannine & Jerry wieder, sie sind einen Tag vor uns in Uyuni angekommen und geniessen gerade ein Hotelzimmer. Es gibt viel Neues zu erzählen, das machen wir bei einem gemeinsamen Znacht im Restaurant Tika, serviert bekommen wir ein Stück Lamafleisch, ganz regional. Das Tanken von Diesel muss gelöst werden, die Schlangen bei all den Tankstellen im Dorf sind sehr lang und es herrscht überall ein grosses Chaos. Jerry und Jeannine haben nachgefragt bei der YPFB-Tankstelle und die Zusage bekommen dass sie am nächsten Tag ihre Kanister füllen können, sie sollen spätestens um 11.30 vor Ort sein. Super, wir dürfen uns anschliessen. Im Dunkeln fahren wir nach dem Znacht für die Nacht zum Zugfriedhof am Stadtrand von Uyuni, wir sehen nichts, parkieren nach dem Map und sind ganz überrascht als wir am nächsten Morgen um 06.15 aus dem Fenster schauen, die Sonne scheint, und wow, so cool, wir stehen gleich neben den langen Schlangen von alten Lokomotiven und Wagen die hier auf dem grossen Wüstenplatz vor sich hin rosten und zur Touristenattraktion geworden sind. Zuerst aber an die Arbeit, unsere vollen Dieselkanister werden in den Tank geleert, wir brauchen sie nachher leer, das Reserverad kommt nach „hinten rechts“ (es ist bei uns auch im Umlauf) und nach dem Zmorge gehts dann los auf einen Streifzug durch die alten Lokischlangen. Später in der Stadt parkieren wir den Iveco beim Hotel von J&J und laufen zusammen, mit insgesamt 5 gelben Kanistern, zur Tankstelle. Ganz unkompliziert füllt der Tankwart alle Kanister und ein junger Mann fährt uns plus die Kanister mit seinem Auto zurück zum Hotel. Super, wir sind froh, wieder 60 Liter Diesel mehr.
Uns zieht es aus der Stadt…wir sagen „Tschüss zäme“ und machen uns auf zum riesig grossen Salar von Uyuni, es ist der grösste Salzsee der Welt! Lange haben wir überlegt: fahren wir mit dem Iveco auf den Salar oder nicht? Unsere Meinungen waren zweigeteilt. Schlussendlich gewichtet das einmalige Abenteuer mit Übernachten auf dem Salzsee mehr als die Vernunft. Zum Glück ist der Iveco unten so voller Dreck und Staub dass das Salz sich zuerst am Dreck festsetzt bevor’s ans Metall geht, hoffen wir. Beim Einstieg auf den Salar müssen wir kurz studieren welche Piste wir nehmen, es sieht alles gleich aus, weiss! Es fahren Tourenjeeps auf den Salar, also los, denen nach, es ist die richtige Spur. Schon bald sind wir beim Dakar Monument. Geduldig warten wir bis sich die Menschentraube auflöst vor dem Fotosujet, schnell fahren wir mit dem Iveco vor um auch ein Föteli zu machen. Ab hier rollen wir 60 Kilometer über die endlose weisse riesige Fläche des Salars, wow, einmalig und ganz speziell! Das Licht ist gleissend hell, es blendet, ohne Sonnenbrille und Sonnencreme sollte man gar nicht aussteigen. Ganz in der Ferne sehen wir Berge und Fatamorganas, wie in einem Zaubertrick scheint es als schweben die Autos in der Luft und fahren über dem Boden. Wir versuchen uns an lustigen Salar-Fotos, gar nicht so einfach, entweder ist das eine Objekt scharf oder das andere, als Endresultat haben wir aber doch ein paar Bilder im Kasten. Die Piste ist zu Beginn recht holperig, dann wird es fliessender zum Fahren und geht über raue oder feinere Salzstrukturen, über Muster oder Löcher, einige gross und gefüllt mit Wasser, wehe du fährst mit dem Rad rein.
Wir fahren das kleine Inselchen Incahuasi an inmitten des Salzsees, es besteht aus versteinerten Korallen und ist voller Kakteen, einige sind mehrere hundert Jahre alt. Ein solcher Kaktus wächst 1 cm im Jahr, man rechne. Wir parkieren den Iveco inmitten von Tourenjeeps, klettern auf den obersten Punkt der Insel, warten, geniessen den Ausblick und bis wir uns auf den Abwärtsweg machen ist keine einzige Tour mehr da. Ums Eck bleiben wir stehen und geniessen diese Nacht an einem ganz speziellen Ort, die Sonne versinkt im Salz, die Sterne leuchten über uns und am Morgen weckt uns ein wunderschönes Licht! Zurück auf dem Festland steuern wir den nächsten „Lavadero“ an und der Iveco wird gut gewaschen.
Wir machen uns auf den Weg Richtung Sucre, die Strecke ist schön und voller Abwechslung, weit fahren wir nicht mehr an diesem Tag und finden ein schönes Flussplätzli.
Am nächsten Tag nehmen wir bei Rosario einen Abzweiger zu einer Therme, es geht abwärts in eine Schlucht, wir parkieren, schauen uns suchend um und entdecken ein Felsentor, dahinter liegt ein kleines Tal und dort ist die Therme, ein Familienbetrieb. Die Männer schrubben im grossen Stil Wäsche am Bach und wir lösen ein Ticket für einen privaten Pool, wir sind gespannt. Die junge Frau öffnet 3 Türen für uns, wir dürfen aussuchen. Hinter jeder Tür ist ein „Grottenbad“, ein Pool, eingelassen im Boden und gleich neben dem Pool gehts ein paar Treppenstufen abwärts, dort kann man unter dem Rohr des Überlauf aus dem Pool duschen, haha. Wir suchen uns den optisch saubersten Pool aus, das Wasser ist sehr heiss, eine Stunde reicht uns vollkommen, wir sind eingeweicht, duschen uns mit dem Poolwasser ab, fühlen uns halb sauber und weiter gehts.
Potosi liegt auf dem Weg, die wohl speziellste und verrückteste Minenstadt der Welt. Ein paar spannende Zahlen und etwas Geschichte dazu:
Nachdem im Jahr 1545 ein Indigener Silber entdeckte am Berg „Cerro Rico“ waren die Spanier schnell vor Ort, die Ausbeutung des Berges und auch der indigenen Bevölkerung als billige Arbeitskräfte begann. Die Stadt wuchs schnell heran, 1650 lebten hier 160’000 Menschen, zeitweise war Potosi die zweitgrösste Stadt der Welt und über Jahrhunderte die wohlhabendste Stadt der Welt, die Kasse der Spanier füllte sich reichlich, rund 60’000 Tonnen Silber wurden aus dem „reichen Berg“ geholt. Für die Indigenas war der Berg der „Eingang zur Hölle“, die Arbeitsbedingungen waren unbarmherzig und hart, mehr als 8 Mio. Indigenas fanden den Tod, sie verunglückten im Stollen, erlagen dem harten Alltag in dieser Höhe oder wurden vom Quecksilber vergiftet das als Trennmittel für’s Silber eingesetzt wurde. Im 18. Jahrhundert war das Silber ausgebeutet, die Umgebung verseucht, die Einwohnerzahl sank uf unter 10’000 und Potosi wurde vergessen. Neuer Aufschwung bekam die Stadt mit dem Abbau von Zinn Anfang des 20. Jahrhunderts. Das Gestein musste, anders als beim Silber, Stück für Stück gesprengt und aus dem Berg geschafft werden. Das ist bis heute so, immer tiefer wird gegraben, der ganze Berg ist voller Stollen und gleicht einem Schweizer Käse, an den Arbeitsbedingungen hat sich kaum etwas geändert in den letzten 500 Jahren, verrückt! Die Minenarbeiter kauen unentwegt Cocablätter um diese Belastung zu ertragen, Coca vertreibt Hunger und Durst und hält wach. Traurig ist dass auch viele Kinder in den Minen arbeiten müssen, wenn ihre Väter zu verbraucht oder krank sind, müssen die Söhne an ihrer Stelle in den Berg, oder die kleineren Kinder helfen mit ihren Müttern vor den Minen die Steine zu zerteilen.
Man kann die Minen besuchen mit einer Tour, das möchten wir aber nicht. So ist unser Aufenthalt in dieser von seiner traurigen Geschichte verfolgten Stadt kurz.
Wir erreichen die schöne weisse Kolonialstadt Sucre, eine Perle und wohl mit Recht kann man sagen es sei die schönste Stadt in Bolivien.
Unsere erste Nacht verbringen wir auf einem Stellplatz bei einer Familie und bekommen über eine WhatsApp Gruppe organisierten Diesel auf den Platz geliefert, das ist super, unsere Tanks sind wieder voll, wir haben nun genug Diesel bis wir Bolivien verlassen und weiter nach Peru fahren. Unsere Befürchtungen keinen Diesel zu bekommen hier in Bolivien hat sich zum Glück nicht bewahrheitet, es gibt immer eine Lösung.
Wir ziehen um auf den kleinen Camping „Alberto y Felicidad“, eine gemütliche Ruheoase, so schön, hier bleiben wir ein paar Tage und erkunden die Stadt, die schönen historischen Bauten, interessanten Museums, den quirligen Markt, den schönen Dorfplatz, die netten Cafés...es gefällt uns richtig gut hier! Auch Jeannine & Jerry treffen ein, so haben wir noch etwas Zeit zusammen bis wir uns wieder in alle Winde zerstreuen, wir gehen fein essen, schlendern durch die Gassen, steigen in die Höhe und geniessen tolle Ausblicke über die Stadt.
Wir machen uns Gedanken über unsere weitere Reiseroute, eine allzu grosse Runde machen wir nicht in Bolivien, bald stehen wieder Wahlen an, es kann unruhig werden…wir nehmen die Strasse Richtung La Paz und zum Titicacasee und planen noch ein paar Abstechern ein.