20. Oktober - 29. Oktober 2025
Der Morgen ist grau als wir in Moray bei den schön runden landwirtschaftlichen Inka-Terrassen abfahren und uns auf den Weg nach Nasca und ans Meer machen. Eine Erdpiste führt vom Berg ins Tal hinunter, es fängt an zu regnen und der Iveco rutscht auf dem lehmigen Untergrund hin und her. Unten im Tal wird aus Schotter Teer, aber so voller Löcher und Buckel dass wir uns gleich eine gute Schotterpiste zurückwünschen. Wir haben uns für die direkte Route entschieden, das ist noch immer genug an Berg- und Talfahrt. Die Strasse führt von Anta über Abancay nach Puquio und hinunter nach Nasca. Es sind schöne Tage und eine sehr schöne Strecke voller Abwechslung, es geht durch fruchtige Täler voller Bäume und Grün, glänzende Avocados hängen an den Ästen, Bananenstauden säumen die Strasse, Früchte werden verkauft am Strassenrand, wir schrauben uns hoch über Berge, und äne gahts wieder abe. Die schrecklichste holprigste Piste ever führt als Hauptstrasse durch die Stadt Abancay, kein Wunder dass alle Locals abbiegen in Querstrassen und sich einen schonenderen Weg suchen. Entlang des Rio Apurima und des Rio Cotaruse steigt es wieder stetig an, es wird immer bergiger und wir fühlen uns fast wie auf der Alp, wir erklimmen nochmals viele Höhenmeter, stecken Stunden in einer Baustelle fest bis es dunkel wird, bevor es am anderen Tag stetig und in nicht endenden Kurven abwärts geht und wir in Nasca auf gerade mal noch 500 müM ankommen.
In Nasca ist weites Wüstenland, es ist staubig, trocken, eintönig, heiss…und spricht uns nicht sehr an. Aber Nasca ist ein spezieller Ort, rund 1500 wundersame Figuren von Menschen und Tieren, Striche, Dreiecke, Trapez-Flächen finden sich hier in der Landschaft, sie haben Grössen von rund 10 Meter bis mehrere hundert Metern. Es sind Scharrbilder (Geoglyphen) von der Nasca und Paracas Kultur aus der Zeit von ca. 800 v.Chr. bis 200 v.Chr. Die Bilder und Linien sind auf rund 500 km2 verteilt und durch ihre enorme Grösse nur aus der Höhe und Entfernung zu erkennen, von Hügeln, Türmen oder aus dem Flugzeug. Zur Frage warum die Bilder erschaffen wurden und welche Bedeutung sie hatten gibt es verschiedene Theorien, diese zu erläutern würde meinen Blog-Rahmen sprengen ;-). Bevor man aus der Luft, ab ca. 1920/1930 einen besseren Überblick auf die Figuren hatte, hielt man die Striche und Linien für Pfade oder alte Strassen. Die Forschung und Freilegung ging über viele Jahrzehnte und dauert bis heute an, immer mehr Bilder wurden gefunden, die Suche geht weiter, das Geheimnis bleibt, schön und interessant sind sie allemal.
Es gibt verschiedene Türme und Aussichtspunkte von denen aus man Figuren erkennen kann, diese fahren wir alle an und sehen einige der vielen Scharrbilder, toll und eindrücklich! Am Abend schlafen wir direkt unter dem Büsi-Scharrbild-Hügel und ich glaube wir hören ein leises „Miau“ in der dunklen Nacht…oder war das wohl der deutsche Velofahrer der neben uns sein Zelt aufgeschlagen hat? Nach der Frage ob er alles Nötige hat, meint er „Nah ja, es reicht schon, ich habe noch ein paar Orangen zum Abendessen.“ Seinen Kocher hat er noch nie gebraucht, noch keine Gaskartusche dazu, er ist erst seit einer Woche unterwegs von Lima her und möchte bis nach Brasilien radeln. Wir kochen an diesem Abend nicht, aber wir machen einen bunten Salat mit Gemüse und Linsen, natürlich darf er mitessen und sein Kafi für den nächsten Morgen ist auch gesichert.
Es zieht uns weiter…von Nasca bis zur chilenischen Grenze sind es rund 750 Kilometer, alles näher oder ganz nahe dem Meer entlang. Die Strecke ist teilweise spannend, zieht uns aber nicht in ihren Bann, der Lastwagenverkehr ist anstrengend und jeden Morgen bleibt in diesen Tagen der Nebel hartnäckig über uns hängen. Es gibt aber schöne Verweilorte am wilden Pazifik und jeder kann hier einen guten Abzweiger zu einem tollen Strand finden. Wir bleiben bei Puerto Inca, geniessen etwas Sonnenschein und das schöne Meer. Am Abend wird uns im Restaurant nebenan ein feiner Znacht serviert und mit dem Rollen der Wellen gleiten wir in die Träume. Nach vier Tagen sind wir kurz vor der Grenze und übernachten noch einmal am Strand.
Und schon sind wir, nach einem Monat im Süden von Peru, zurück in Chile.
Peru hat uns landschaftlich sehr gut gefallen, mit interessanten Strecken und Höhepunkten wie dem Titicacasee, dem Colca Canyon, Cusco, Machu Picchu, Nasca…die Menschen sind vor allem in abgelegenen Gebieten oft sehr zurückhaltend, aber mit einem Lachen von uns kam auch oft eines von ihnen zurück. Der viele Güsel überall ist nicht sehr appetitlich, alles wird in die Natur geschmissen oder stapelt sich rund um die Häuser, schade.
Wir fahren nach Arica, gleich nach der Grenze, es ist die nördlichste Stadt von Chile. Hier gibt es guten Diesel, wir füllen unsere Vorräte auf, haben nach einigen Stunden saubere Kleider im Schränkli, der Iveco bekommt eine Wäsche, wir bummeln durch’s Städtchen, dem langen Strand entlang, steigen auf den Hausberg Morro, trinken nett Kafi, essen etwas Feines und geniessen ein bisschen Stadtflair.
Nun sind wir ready für’s nächste Abenteuer, wir fahren Richtung bolivianische Grenze und dann südwärts auf die Ruta Andina zu Lagunen und Vulkanen…





















































































